Nach dem Energieausweis nun der neue Gebäuderessourcenpass - die Bürokratie nimmt kein Ende

Eine neue Idee aus Brüssel wirft zur Zeit viele Fragen auf und sorgt für Stirnrunzeln. Die Idee ist der sogenannte Gebäuderessourcenpass. Diese Initiative zielt darauf ab, die Material- und Ressourcennutzung in Gebäuden transparenter zu gestalten und langfristig eine umweltfreundlichere Bauwirtschaft zu fördern. Doch ob das so gelingen kann ist mehr als fraglich.
Der Gebäuderessourcenpass ist ein Dokument, das detaillierte Informationen über die in einem Gebäude verwendeten Materialien und deren Umweltauswirkungen enthält. Ähnlich wie der bereits etablierte Energieausweis, der den Energieverbrauch eines Gebäudes bewertet, konzentriert sich der Ressourcenpass auf die Materialien und Ressourcen, die während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes verwendet werden.
Wie aber soll man all die Fragen beantworten? Wie lässt sich der CO₂-Ausstoß von Baumaterialen beziffern? Wie sollen Hersteller prüfen und dokumentieren – eventuell sogar rückwirkend –, ob der Strom zur Herstellung der Baumaterialien aus nachhaltigen Quellen bezogen wurde. Wer kann heute schon sicher sagen, welche Baustoffe in 50 Jahren noch gefragt sind und daher recycelt werden können? Was passiert, wenn Lücken im Gebäudesesourcenpass bleiben? Darf dann nicht gebaut werden?
Werfen wir einen Blick auf die Theorie der Idee:
Das Ziel dieses Passes ist es, den gesamten ökologischen Fußabdruck eines Gebäudes zu erfassen – von der Bauphase über die Nutzung bis hin zum Abriss und zur Wiederverwertung. Der Pass zum Beispiel dokumentieren, aus welchen Materialien die verschiedenen Bauelemente bestehen, ob diese recycelbar sind, und wie umweltfreundlich ihre Produktion war. So sollen Bauherren, Eigentümer und potenzielle Käufer die langfristigen ökologischen und finanziellen Auswirkungen einer Immobilie besser einschätzen.
Die Einführung des Gebäuderessourcenpasses stellt den Immobiliensektor dabei vor mehrere Herausforderungen. Zunächst erfordert es umfassende Datensammlungen über die Materialien, die in Gebäuden verwendet werden, und deren Umweltauswirkungen. Zwar soll dies zunächst nur für Neubauen gelten später aber auf Bestandsbauen ausgeweitet werden. Dies wird insbesondere bei älteren Bestandsbauten schwierig und kostspielig, da die Materialien oft nicht vollständig dokumentiert sind.
Man stelle sich eine 20 Jahre alte Finca zum Beispiel in Spanien vor. Viel Spaß bei der Erstellung des Gebäuderessourcenpasses.
Unterschiedliche Bauweisen, regionale Bauvorschriften und variierende Umweltstandards innerhalb der EU werden für jedes Mitgliedsland Besonderheiten aufwerfen, die dann alle erfasst werden müssen, sonst kann von EU-Einheitlichkeit keine Rede sein.
Ein weiteres bürokratisches Problem ist die Frage der Zuständigkeit. Wer soll letztlich für die Erstellung und Aktualisierung des Gebäuderessourcenpasses verantwortlich sein? Während Bauunternehmen möglicherweise die ersten Daten liefern könnten, müssten Eigentümer oder Verwalter während der Lebensdauer eines Gebäudes weitere Informationen hinzufügen, etwa bei Umbauten, Renovierungen oder dem Einsatz neuer Materialien. Dies könnte zu einer schwerfälligen Verwaltungskette führen, bei der unklar ist, wer für die Genauigkeit und Aktualität des Passes zuständig ist.
Selbst bei Neubauten ist die Beschaffung aller relevanten Informationen eine Herausforderung. Die Baumaterialien stammen oft aus komplexen globalen Lieferketten, bei denen es nicht immer einfach ist, genaue Angaben über die Umweltauswirkungen der Materialien zu erhalten. Kleine oder mittelständische Bauunternehmen haben möglicherweise nicht die Ressourcen, um die Herkunft und Umweltbilanz aller verwendeten Materialien detailliert nachzuverfolgen.
Dazu kommt, dass viele Materialien nicht in reiner Form eingesetzt werden, sondern in Verbundwerkstoffen oder Mischmaterialien verarbeitet sind. Diese müssen dann aufgeschlüsselt werden, was einen zusätzlichen Aufwand darstellt. Die Lieferanten der Materialien wären in vielen Fällen ebenfalls gezwungen, detaillierte Umwelt- und Recyclinginformationen bereitzustellen, was eine enorme Belastung für die gesamte Lieferkette darstellen würde.